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Rituale der Aborigines
Foto: snow toy / Shutterstock.com

Die Aborigines und die Rituale der Erde

Aborigines - der Name klingt ehrfürchtig. Noch intensiver wird dieses Gefühl, wenn man sich vor Augen halten möchte, dass die Aborigines als vermutlich ältestes Volk der Erde gelten und eines der Völker sind, die als die "Hüter der Erde" bezeichnet werden. Sie sind nicht nur ein Volk, sondern bestehen aus verschiedenen Stämmen. So ist es nicht verwunderlich, dass sich auch die Rituale der Erde, wie ihre Zeremonien mitunter genannt werden, je nach Region voneinander unterscheiden können. Doch wichtig ist diesen Menschen nicht das Wie, sondern dass die Rituale überhaupt durchgeführt werden. Denn nur mit den Ritualen der Erde, so sind sie sich sicher, kann die schlafende Schlange, die in der Erde ruht, besänftigt werden. Nur in diesem Zustand können die Menschen angstfrei auf der Erde leben. Doch wehe, wenn sie erwacht...

Die Bestandteile eines Aborigine Rituals

Wer ein Aborigine Ritual schon einmal im Fernsehen hat bestaunen können, wird sich vermutlich denken, dass der Tanz und das wilde Gestampfe auf den Erdboden die wichtigsten Bestandteile dieses Rituals sind. Doch dem ist nur bedingt so. Denn die Aborigines pflegen vor dem Tanz zwar nicht mehr zwangsläufig den Lendenschurz anzulegen, dennoch aber ist es absolut notwendig, die korrekte Bemalung aufzutragen. Diese geht aus dem Zweck des Rituals und der Region hervor. Somit kann sie von Ritual zu Ritual, für Aussenstehende oftmals unbemerkt variieren.

Natürlich stellt sich die Frage, auf welcher Basis die Rituale durchgeführt werden. Als Antwort wird einem gesagt, dass die Traumzeit die Antwort auf alles ist. Doch was ist die Traumzeit und wie kann man die Traumzeit in unser heutiges Zeitverständnis einbinden? Dazu muss man wissen, dass der Begriff der Traumzeit ursprünglich als eine Begrifflichkeit für alles, was in der Vergangenheit passiert ist, genutzt wurde. Doch konnte man in Gesprächen mit den Aborigines feststellen, dass auch der eigentliche Schöpfungsprozess in dieser Zeitqualität stattgefunden hat. Der Begriff Traumzeit ist mehrfach belegt. Denn gemäss der Aussagen der Aborigines handelt es sich bei der Traumwelt um eine Parallelwelt der metaphysischen Art, die jedoch in jedem Augenblick ebenso real ist wie unsere Realität.

Es sind die Rituale und Zeremonien, die es dem Aborigine ermöglichen, in den energetischen Zustand der Schöpfungszeit zurückzukehren. Was für den Betrachter wie eine tiefe Trance aussieht, ist für den Aborigine das Betreten der Traumzeit.

Woher kommen die Rituale und Zeremonien der Aborigine?

Im Volk der Aborigine kennt man keine Schriftsprache. Somit sind alle Rituale wie auch die Zeremonien von Generation zu Generation mündlich überliefert worden. Dies hat offensichtlich sehr gut funktioniert. Zumindest wird berichtet, dass sie immer noch wie "zum Anbeginn der Zeit" ausgeführt werden. Die Einhaltung der Rituale und Zeremonien, so das Verständnis der Aborigines, hat sie bisher vor grossen Umweltkatastrophen, aber auch den Auswirkungen auf die Natur, die der "Weisse Mann" mit sich gebracht hat, bewahrt.

Sicher ist, dass neben den Ritualen und Zeremonien auch Verhaltensweisen an das Volk der Aborigines gegeben wurden. Sie geben ganz klar Aufschluss, wie man sich bei Überflutungen, grosser Trockenheit und so weiter zu verhalten hat. Nur wer diese Verhaltensregeln einhält, kann mit dem Überleben rechnen. Und natürlich mit der weiteren Verbindung zur Traumzeit. Denn nur wer diesen Kontakt aufrechterhält, führt, so die Aborigines, ein richtiges, ein echtes Leben.

Worauf aber bezieht sich diese Überlebensstrategie der Aborigines?

Auch wenn man der Traumzeit und den Ritualen und Zeremonien skeptisch gegenüberstehen mag, kann man nicht leugnen: Die Aborigines haben bereits einen sehr, sehr langen Zeitraum auf ihrem Kontinent, Australien, überlebt. Für sie ist dies nicht erstaunlich, da sie sich an die Überlieferungen ihrer Ahnen gehalten haben. Und diese besagen ganz eindeutig, was zum Überleben notwendig ist. So ist unter anderem die Kenntnis der regionalen, aber auch überregionalen Geographie notwendig. Denn genau danach sind die Wanderungen dieses Volkes ausgerichtet. Die Überlieferungen geben klare, geographische Anweisungen für Regen und Überschwemmungen, aber auch für Stürme, Dürre und andere Unwetter. Es ist, als hätten die Stammesangehörigen diese Überlieferungen nicht nur von den Älteren gehört. Nein, es ist, als würden sie dieses Wissen in sich, in ihrem Blut mit sich tragen. Kommt es zu einer der besagten Situationen, wird der Schalter umgelegt, die entsprechende Schublade aufgezogen und schon kommt man an das notwendige Wissen heran.

Vielleicht ist es tatsächlich so einfach. Vielleicht haben sie aber auch nur als Kinder den Geschichten sehr gut gelauscht. Es ist ein Rätsel, wie die Symbiose zwischen diesen Menschen und der australischen Geographie funktioniert. Eines aber ist sicher: Rituale und Zeremonien reichen hierfür nicht aus. Doch wird ein Volk, das so lange besteht, das bisher scheinbar allen grossen Herausforderungen (zumindest zu einem Teil) getrotzt hat, nicht so einfach von der Landkarte zu streichen sein. Aborigines sind mit ihrem Land verwachsen und werden sich auch in diesem Jahrhundert noch in Australien behaupten können.


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