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Nordische Rituale
Foto: Sonja Birkelbach / stock.adobe.com

Die Rituale der Nordmänner

Was wissen wir von den nordischen Völkern? Richtig - es waren harte Kerle, die marodierend durch die Lande zogen und viel tranken. Was wir aber nicht kennen, ist das verborgene Leben der Wikinger. Nämlich die Rituale, die im Jahreskreis gefeiert wurden. Auch die Bräuche und Rituale rund um die Familie und die Dorfgemeinschaft sind nur denen bekannt, die sich intensiver mit den Nordvölkern und ihrer Kultur beschäftigt haben. Damit besteht viel Aufklärungsbedarf in puncto nordische Rituale. Dabei sind sie wirklich vielfältig und sprengen den üblichen Jahreskreis bei Weitem. So finden wir in den Überlieferungen nordische Rituale für die Familie, für die Dorfgemeinschaft, im Jahreskreis, aber auch für die einzelnen Götter. Sicherlich lassen sich dabei überschneidende Komponenten auftun, die miteinander kombiniert werden können. Dies ist ein Zeichen der weitreichenden Freiheit, die bei dem Ausführen der nordischen Rituale vorhanden gewesen ist und es auch immer noch ist. Denn das nordische Glaubenskonstrukt ist nicht ausgestorben. Noch immer wird es aktiv verfolgt, mit steigenden Anhängerzahlen.

Was macht die nordischen Rituale so besonders?

Für viele Anhänger dieses Glaubens ist die Tatsache, dass es keinen Gott im klassischen Sinne gibt, der wichtigste Grund, diesen Glauben zu verfolgen. Denn hier gibt es keinen übergeordneten Gott, der Anweisung gibt, wie das Leben geführt werden muss bzw. wie der Glauben auszuführen ist. Vielmehr wird die Verbindung zu den nordischen Göttern als freundschaftliche Verbindung betrachtet. Es werden wohlgemeinte Vorschläge gemacht, wie die Auseinandersetzung mit dem Leben vonstattengehen kann. Diese sollten zwar angenommen werden, können aber nach eigenem Ermessen gestaltet werden. Dieser Spielraum fehlt in den meisten anderen Glaubensstrukturen, wodurch sich viele von der nordischen Kultur angezogen fühlen.

Man muss allerdings auch verstehen, dass die Wikinger keine schriftlichen Überlieferungen hinterliessen. Vielmehr wurde alles mündlich an die nächste Generation weitergegeben. Dies bedeutete aber, dass so jeder ein kleines bisschen seine eigene Interpretation des Rituals oder der Abhandlung einer Festlichkeit weitergeben konnte. Auf diese Weise sind regionale Abwandlungen zustande gekommen. Diese sind auch heute noch zu erkennen.

Wichtige nordische Rituale

Die Feste der Götter werden "Blót" genannt. So gab es für die verschiedenen Götter jeweils einen "Blót":

- Odinsblót
- Thorsblót
- Freyasblót
- Freyrblót
- Perchtenblót
- Dellingblót

Diese Feste werden gemäss der Überlieferung der Region gefeiert. Aufgrund der Unterschiede ist es sinnvoll, sich einer regionalen Gruppe anzuschliessen, um mit diesen Menschen die Feste zu begehen. Eines jedoch ist bei allen gleich: Die Ausrüstung, die Utensilien, die für ein Fest und eine Huldigung benötigt werden.

- Ein Altar mit einem für das Fest passenden Schmuck.
- Ein Trinkhorn. Dieses kann auch durch ein anderes, aber grossvolumiges Trinkgefäss ersetzt werden.
- Met oder ein alternatives Getränk. Es sollte stets in ausreichender Menge vorhanden sein.
- Blóthammer
- Eine Feuerschale. Die Grösse richtet sich nach dem Ort der Festlichkeit. Im Inneren werden kleine Schalen verwendet. Im Freien können auch grosse Feuerschalen oder sogar ein Lagerfeuer eingesetzt werden.
- Standbilder, Götterfiguren oder ähnliches sollten auf jeden Fall vorhanden sein.
- Rufhorn
- Kultmesser
- Ahnenteller

Natürlich wollen die Götter auch eingeladen werden. Hierzu wird selbstverständlich der Name benötigt. Einige vorformulierte Ritualformeln eignen sich am besten zu diesem Zweck:

"Ihr Götter des Nordens seid unsere Gäste. Wir laden Euch ein."

Natürlich können die Götter auch einzeln eingeladen werden. Nicht immer gelten alle als angesprochen. Sie mögen es übrigens gerne, wenn dem Namen ein "Mächtiger / Mächtige" vorangestellt wird. Dies besänftigt sie sofort.

Schutzrituale der Nordmänner

Neben den Götterfesten konnten auch normale Schutzrituale, Heirats- und Scheidungsrituale, Begräbnisse und die Rituale zur Geburt und Huldigung eines Kindes durchgeführt werden. Sie bildeten quasi die Eckpfeiler einer nordischen Dorfgemeinschaft. Selbstverständlich gab es auch den Schamanen, der für die Gesundheit der Dorfgemeinschaft zuständig gewesen ist. Ihm kam also neben dem Anführen der Götterrituale auch das Erstellen von Tränken zur Gesunderhaltung der Menschen, Tiere, aber auch der Umgebung zu. Anders als in anderen Kulturen hat er sich das Wissen über die Menschen durch das Beobachten erworben. So hatte es stets den Anschein, als könne er den Menschen direkt ins Herz, direkt in die Seele schauen. Sein fundiertes Wissen gab ihm alle Möglichkeiten an die Hand, die entsprechenden Massnahmen, inklusive Gesängen und Tänzen, durchzuführen.

Es versteht sich von selbst, dass eine Gemeinschaft, für die zu einem gelungenen Ritual auch Gesang und Tanz gehört, zur Stärkung der Gemeinschaft und somit dem Erhalt des Dorfes in der damaligen Zeit auch jedes andere grosse Ereignis gebührend feierte und den Göttern dankte. So wurde eine Eheschliessung, eine Geburt, der Übergang in das Erwachsenenalter, aber auch ein Begräbnis entsprechend gewürdigt. Auch wenn der Betroffene die Hauptlast der Ausstattung des Festes zu tragen hatte, konnte er sicher sein, dass die Gemeinschaft das ihre tun würde, um das Fest für lange Zeit zum Gesprächsthema zu machen. Die Zusammengehörigkeit und die mentale Stärke der Menschen waren Gründe, warum die Nordmänner sich nicht nur regional stark behaupten konnten. Manche vielleicht schrieben dies den Göttern und Ritualen zu.


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